Kreuzungsdesign aus den Niederlanden - ADFC Burgwedel
Illustration InnoRAD Krezungen

Kreuzung nach niederländischem Vorbild. © ADFC/April Agentur

Kreuzungsdesign aus den Niederlanden

Gute Kreuzungen beugen Unfällen vor. Das ADFC-Projekt InnoRAD hat besonders gute Kreuzungsdesigns recherchiert und geprüft, ob sie in Deutschland anwenbar sind. Die Kreuzung nach niederländischem Vorbild erweist sich als besonders vielversprechend.

Kreuzungen sind Unfallschwerpunkte. Sie haben viele Kontaktpunkte, an denen sich die Wege der unterschiedlichen Verkehrsteilnehmer*innen kreuzen. Die Suche nach einem sicheren Kreuzungsdesign ist daher relevant für die Verkehrssicherheit.

Die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer*innen ist mit dem Leitgedanken der Vision Zero in den letzten Jahren stark in den Fokus gerückt. Mit einer Infrastruktur, die so fehlerverzeihend gestaltet ist, sollen schwere oder gar tödliche Unfälle nicht mehr möglich sein. Dafür brauchen Menschen eine Infrastruktur, die einfach, intuitiv verständlich und überall einheitlich ist, sodass sie Menschen allen Alters (8-88) gleichermaßen zum Radfahren einlädt.

Subjektive Wahrnehmung der Radfahrenden

Was Menschen als einladend empfinden, ist subjektiv. Dennoch spielt, neben der Sicherheit an Kreuzungen, auch das subjektive Empfinden der Radfahrer*innen für die Gefahren des Radfahrens im Verkehr eine zentrale Rolle.

Wenn Städte und Kommunen mehr Menschen zum Radfahren zu bewegen wollen, ist es entscheidend, dass die Infrastruktur von den Menschen auch als sicher wahrgenommen wird.

Das unterstreichen die Ergebnisse des Fahrradmonitors 2019 und des ADFC-Fahrradklima-Tests 2018: 81 Prozent der Teilnehmer*innen am ADFC-Fahrradklima-Test wollen getrennt vom Autoverkehr fahren.

59 Prozent der Befragten des Fahrradmonitors geben zu wenig separate Radwege als Grund für ihr fehlendes Sicherheitsgefühl an, und 53 Prozent geben an, dass sie sich auf baulich getrennten, selbständig geführten Radwegen abseits vom Autoverkehr am sichersten fühlen. 82 Prozent fühlen sich auf der Fahrbahn ohne markierten Radfahrstreifen am unsichersten.

Die Politik hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stark auf den Autoverkehr fokussiert. Dafür ließ sie Kreuzungen für möglichst effektiven Kraftfahrzeugverkehr gestalten und hat so andere Verkehrsteilnehmer*innen durch die Verkehrsgestaltung benachteiligt. Menschen, die Rad fahren und zu Fuß gehen werden systematisch gefährdet.

Das ADFC-Projekt InnoRAD hat sich clevere Kreuzungsdesigns aus dem Fahrradland Niederlande angeschaut und geprüft, ob und wie sich auch in Deutschland solche fahrradfreundlichen und sicheren Kreuzungen umsetzen lassen.

Sicherheit an Kreuzungen

Durch ihre auf den motorisierten Verkehr ausgerichtete Gestaltung bringen Kreuzungen in Deutschland vor allem Radfahrer*innen in Gefahr. Abbiegeunfälle haben einen wesentlichen Anteil an Unfällen mit Radverkehrsbeteiligung.

Laut Studien der Unfallforschung der Versicherer (UdV) sind Fehler beim Ab- oder Einbiegen von Kfz-Fahrenden die häufigste Unfallursache. Kfz-Fahrende sind dabei zu 91 Prozent die Allein- oder Hauptverursacher der Unfälle. Sie machen überwiegend Fehler beim Abbiegen (95 %).

Diese gefährlichen Situationen sind vor allem dann problematisch, wenn mangelhafte bauliche Lösungen oder Markierungen im Kreuzungsbereich keine sichere Führung des Radverkehrs ermöglichen.

Besonders schwerwiegend sind Unfälle mit abbiegenden Lkws. Bei ihnen steigt die Zahl der getöteten Radfahrenden seit einigen Jahren an. Viele der schweren, oft tödlichen Unfälle wären vermeidbar – durch den Einsatz von Lkw-Abbiegeassistenten, aber auch durch eine sichere Gestaltung von Kreuzungen.

Geschützte Kreuzungen nach niederländischem Vorbild

In den Niederlanden gibt es mehrere Kreuzungsdesigns. Wie eine Kreuzung gestaltet wird, hängt u. a. von der Art der Straße und der Kfz-Belastung ab. Tempo 50 wird hier als zu hoch für den Mischverkehr angesehen, daher wird der Radverkehr vom Autoverkehr getrennt und geschützte Kreuzungen gebaut.

Das niederländische Kreuzungsdesign setzt auf gute Sichtbeziehungen zwischen Rad- und Autoverkehr und eine intuitiv verständliche Straßengestaltung, die selbsterklärend und konsistent ist. So wissen Nutzer*innen sofort, welches Verkehrsverhalten sie von anderen Verkehrsteilnehmenden erwarten können und welches Verhalten von ihnen erwartet wird.

An einer geschützten Kreuzung erhalten Radfahrende eine vorgezogene und baulich geschützte Fläche, an der sie auf „grün“ oder auf eine Verkehrslücke warten können. Damit sind sie nicht nur für andere Verkehrsteilnehmende sichtbar, sie haben auch eine kürzere Strecke zum Überqueren und dürfen zudem losfahren, bevor der Kfz-Verkehr abbiegen darf.

Die Gefahr einer Kollision zwischen Rad- und Autofahrenden beim Rechtsabbiegen kann auch durch Schutzinseln verringert werden. Sie zwingt rechts abbiegende Autos langsamer zu fahren, da sie in einem sehr engen Radius abbiegen müssen. Das ermöglicht zudem den Blickkontakt mit entgegenkommenden Radfahrenden.

Ein Kfz-Wartebereich in der Abbiegezone, in der mindestens ein Auto getrennt vom fließenden Verkehr warten kann, verringert den Druck zum schnellen Abbiegen. An geschützten Kreuzungen mit Lichtsignalanlagen sind getrennte Ampelphasen für den Rad- und Kfz-Verkehr eine weitere Möglichkeit, um beim Rechtsabbiegen Konflikte und Unfälle weitestgehend zu vermeiden.

Der geschützte Kreisverkehr

Neben geschützten Kreuzungen haben sich in den Niederlanden auch geschützte Kreisverkehre seit Jahrzehnten bewährt. Mit ihrer übersichtlichen und intuitiven Gestaltung bieten sie viel Sicherheit für Radfahrende.

Der kreisförmige, von der Fahrbahn getrennte und mit anderer Farbe gekennzeichnete Radweg verläuft rund um die Kreuzung und ist klar sowie eindeutig geführt. Die rechts abbiegenden Autos müssen im engen Radius abbiegen. Dadurch reduzieren sie zwingend ihre Geschwindigkeit und erhalten gleichzeitig besseren Überblick (Stichwort Toter Winkel).

Der kreisförmige Radweg ist zudem von der Kfz-Fahrbahn so weit entfernt, dass abbiegende Fahrzeuge genug Platz im Wartebereich erhalten.

Aufpflastern hilft den Verkehr zu beruhigen

Eine sogenannte Aufpflasterung hilft dabei, dass der Kfz-Verkehr erkennt, wer Vorfahrt hat. Werden Rad- und Gehweg nicht nur durch Material und Gestaltung gekennzeichnet, sondern sind zudem erhöht angelegt, signalisieren sie, dass Autofahrer*innen hier aufpassen müssen. Weil sie den Höhenunterschied überwinden müssen, passen sie ihre Geschwindigkeit unbewusst an. So lassen sich Unfälle vermeiden. Typischerweise sind solche Übergänge an Mündungen von Haupt- und Nebenstraßen gebaut, sodass der Wechsel deutlich wird.

Kreuzungen nach niederländischem Vorbild auch hierzulande möglich

Die beschriebenen Kreuzungstypen sind auch in Deutschland bekannt. Sie sind auf der Grundlage des Straßenverkehrsrechts und des Straßenrechts hierzulande ebenfalls umsetzbar, auch wenn sie – wie die geschützten Kreuzungen – in dieser konkreten Umsetzung in den technischen Regelwerken bisher nicht vorgesehen sind.

Weitere Informationen zum niederländischen Kreuzungsdesign sowie Vorträge der ADFC-Fachveranstaltung „Sichere Kreuzungen für den Radverkehr“ befinden sich in der blauen Servicebox.

Logos: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, Bundesumweltamt
Logos: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, Bundesumweltamt © BMU / UBA

Dieses Projekt wurde gefördert durch das Umweltbundesamt und das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit. Die Mittelbereitstellung erfolgt auf Beschluss des Deutschen Bundestages.
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